Wir graben einen neuen Bach. Der Ostbach in Herne

Ein Bach wie im Bilderbuch! So fließt der Ostbach entlang des Herner Stadtgartens. Aber Vorsicht: ganz so natürlich ist das nicht, denn dieser Bach ist am Reißbrett entstanden.

 

Wie fast alle Bäche im Emschergebiet war der Ostbach früher eine Abwasserkloake und verschwand zudem an der Schillerstraße in einer Röhre, die unter der Herner Innenstadt bis zur Emscher führte. Im Zuge des Umbaus des Emschersystems sollte auch der Ostbach sauber werden. Am Oberlauf zwischen Bochum und Herne war das kein Problem, aber wie sollte man mit dem verrohrten Abschnitt umgehen? Die Idee von Stadt Herne und Emschergenossenschaft war ungewöhnlich: Graben wir dem Bach doch einfach ein neues Bett und geben ihm einen neuen Verlauf, so dass er offen durch den Sodinger Bach in die Emscher fließen kann.

Entworfen wurde eine völlig neue Trasse entlang des Hölkeskamprings an der Bezirksgrenze Herne-Mitte/Sodingen. Dafür musste der Ostbach zweimal einen ordentlichen Rechtsschwenk machen und mehrfach Straßen unterqueren. Doch damit nicht genug: er hatte auch noch einen Höhenrücken in das Sodinger Bachtal zu bewältigen. Und da Wasser bekanntlich nicht bergauf fließt, musste das Bachbett tief durch den Anstieg gegraben werden.

Die Bauarbeiten für dieses ambitionierte Projekt begannen 2020 und dauerten gut vier Jahre. In dieser Zeit veränderten Planer und Wasserbauer das Gesicht der betroffenen Stadtlandschaft komplett. Wo vorher Wiese gewesen war, entstand ein weites Bachtal mit einem Lernort für die benachbarten Schulen, ein sogenanntes „Blaues Klassenzimmer“. Ein Stück weiter wird der Stadtgarten jetzt durch einen geschwungenen Bachlauf begrenzt, der teils unter alten Buchen, teils offen zur Parkfläche hin verläuft. Und einige der bei Spaziergängern und Radfahrern beliebten Wegeverbindungen wurden durch Brücken ersetzt, die sich über den neuen Bach spannen.

Inzwischen sind die massiven Eingriffe in die Landschaft, die durch die großflächigen Erdarbeiten verursacht wurden, schon fast wieder unsichtbar geworden, so schnell hat sich die Natur den „neuen“ Ostbach erobert. Blühende Pflanzen am Ufer, Wasserflöhe, Insektenlarven und die ersten Fische im klaren Wasser: Der Ostbach ist zu einer kleinen Oase in der Stadt geworden.

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